»Eine gute Parallele zu dem, wie wir jetzt leben«

Der Regisseur Remo Philipp über »2001«
Ich bin Remo Philipp, Ich bin Regisseur und hier für die Produktion »2001«. Eine Romanadaption von Angela Lehner, die Fassung habe ich gemeinsam mit dem Team gemacht. Ich bin stellvertretend hier für Clemens Malinowski, Sophie Lenglachner und Kirstin Fabig.
Worum geht es in »2001«?
»2001« ist ein Roman von Angela Lehner, in dem es um eine Gruppe von jungen Menschen geht, die an der Hauptschule gerade ihren Abschluss machen wollen und vor allem geht es aber um Julia. Julia ist die Protagonistin des Romans und Julia kommt aus einem Haushalt wo es nicht so gut läuft, sage ich mal. Es gibt sehr viele Probleme. Sie hat eigentlich nicht wirklich einen Moment, wo man sich irgendwie zu Hause fühlt. Immer irgendwie auf der Jagd, immer auf der Suche danach sich die Zeit zu füllen. Und da sind natürlich die Freunde sehr wichtig. Es ist der Hip-Hop sehr wichtig, es ist auch der Bruder sehr wichtig, aber im Roman wird es immer mehr so, dass all diese Faktoren wegbrechen. Und zusätzlich zu dem Ziel, den Abschluss zu schaffen und einem Experiment, das der Lehrer auferlegt hat, kommt sie an einen Punkt, an dem sie nicht mehr weiter weiß.
Warum der Titel »2001«?
Wir sehen dem Roman, aber auch das Stück in Kapiteln. Januar, Februar, März, April, Mai, Juni, Juli, August und im September endet es. Im September 2001. Mit dem 11. September endet das Stück. Das kann ich schon mal spoilern. Und das war für uns alle, die es miterlebt haben oder auch jetzt leben…wir leben seitdem in einer anderen Welt. Und an dem Wendepunkt endet das Stück, was ich sehr sehr spannend finde, weil es die ganzen Fragen im Verlaufe des Romans: Was wird aus mir? Kann ich das überhaupt komplett gestalten? Das liegt offensichtlich nicht immer in der eigenen Hand. Es wird sehr viel fremdbestimmt und man möchte gerne die Kontrolle behalten und man sieht gerade an Julia hier, dass das nicht immer geht.
Warum »2001« im Jahr 2023 spielen?
Das letzte Jahr war für uns und für die ganze Welt einschneidend, dadurch, dass jetzt bei uns relativ nah ein Krieg begonnen hat, den wir nicht stoppen können. Ich nehme wahr, auch bei mir, dass die Welt und wenn man Nachrichten schaut sehr überfordert sein kann. Das zu sehen ist auch wichtig, weil 2001, noch bevor der Anschlag auf das World Trade Center war, liefen auch Dinge ab, die für einen Jungen Menschen zu viel sein konnten. Es war ein anderes Medium, es gab keine Smartphones. Aber auch da wurden schon SMS geschrieben und die Kommunikation wurde schneller. Die Aufnahme von Informationen wurde stärker. Und ich glaube, dass in dieser auch wenn es eine auf Fernseher und SMS heruntergebrochene Welt ist, die Welt von 2001 eine gute Parallele ist zu dem, wie wir jetzt leben. Oder wie auch die Jugendlichen jetzt leben.
An wen richtet sich »2001«?
Vor allem ist es auch eine Geschichte für Jugendliche ab 14 Jahren, die sich mit den Themen: Scheitern und Freundschaft und was bin ich ohne meine Freunde? Was bin ich mit meinen Freunden? Die einfach auf der Suche nach einer existenziellen Identität sind. Und für alle die Hip-Hop mögen auch.
Was ist dein persönlicher Zugang zum Stück?
Es wird ja immer wichtiger und das finde ich deswegen auch gut, dass eine Protagonistin eine Armutsgeschichte aus einer Hip-Hop Kultur heraus erzählt. Eine Kultur – Hip-Hop – auch gewachsen mit sehr viel Misogynie. Da aufzuwachsen und das so mitzubekommen in der Pubertät, dass man durch die Musik eigentlich objektifiziert wird. Das finde ich wichtig. Ich finde es wichtig, weil ich selber auch gerappt habe. Es ist eben der Rap- Part in diesem Roman. Also es sind sehr viele Komponenten, wo ich selber sage ok, das spricht mir sehr viel aus der Seele und ich würde das gerne auf die Bühne bringen und mit dem Ensemble haben wir jetzt ein großes Stück gearbeitet und haben bis zur Premiere noch einiges vor uns. Ich freue mich aber, dann hier wie so ein kleines Cypher in den Raum hineinzubringen.
Danke für das Gespräch und TOI TOI TOI für die Premiere am 28.01.
Danke auch. Und wenn du magst, rappe ich jetzt noch