Der Biberpelz
Gerhart Hauptmann

Der Biberpelz
De Bildung ist heutzutage de Hauptsache
Gerhart Hauptmanns »Diebskomödie« fiel bei der Uraufführung 1893 durch. Doch die Mehrheit der Kritiker lag falsch und im Laufe des vergangenen Jahrhunderts entwickelte sich »Der Biberpelz« zum beliebtesten Stück des Naturalismus. Das liegt vor allem an seiner legendären Protagonistin, der äußerst vitalen Mutter Wolffen, die mit ihrem losen Mundwerk und der frechen Lebensmaxime »Wer halt nicht wagt, der gewinnt ooch nicht« aus dem Milieu von einfachen Leuten stammt, die sich clever mit der selbstgerechten Justiz anlegen und gewieft damit durchkommen. Wirtschaftliche Not formuliert Hauptmann nicht als soziale Anklage, sondern als Aufforderung zur Aktion. Folgerichtig kehrt die resolute Waschfrau kurzerhand - da ihr Ehemann als Schiffer arbeitslos ist - die kleinbürgerlichen Geschlechterrollen um und füttert nicht nur ihre Familie durch, nein, sie strebt noch weiter nach oben. Die Töchter sollen es besser haben – »ich hab se gebild’t erzogen, verstehste?« – und bei reichen Leuten arbeiten und später Karriere auf den Bühnen der Hauptstadt machen. Das Haus muss abbezahlt und die Ferienwohnung zur Mehrung des Kapitals vermietet werden. Also greift die Wolffen zu illegalen Mitteln. Damit kommt sie im wilhelminischen Berlin weit. Denn die Amtsstuben sind verschimmelt, Diener und Denunzianten haben Konjunktur in der Untertanengesellschaft. Als ein Biberpelz verschwindet, fühlt sich Amtsvorsteher Wehrhahn durch derartige Lappalien eher belästigt und ist weniger an der strafrechtlichen Verfolgung von Kriminellen interessiert als an der Bespitzelung »reichs- und königsfeindlicher Elemente«. Die finale Verhandlung zwischen Klage und Angeklagter wird zum Triumph des Tabubruchs über die beschränkte staatliche Verwaltungswillkür. Mutter Wolffen kommt davon.
»Der Biberpelz« gilt zusammen mit Heinrich von Kleists »Der zerbrochne Krug« zurecht als schillerndste Gerichtskomödie des Theaters.
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten
Besetzung
- Regie Ulrike Arnold
- Bühne Bartholomäus Martin Kleppek
- Kostüme Anne Buffetrille
- Dramaturgie Henriette Hörnigk
- Frau Wolff, Waschfrau Elke Richter
- Julius Wolff, Ehemann Enrico Petters
-
Adelheid, ihre Tochter
Florenze Schüssler
- 30.10.
- 17.01.
- 02.03.
- 14.04.
- 25.05.
- 22.09.
- 24.09.
- 25.09.
- 08.12.
- Leontine, ihre Tochter Fanny Schmidt
- von Wehrhahn, Amtsvorsteher Hagen Ritschel
-
Glasenapp, Amtsschreiber
Fabian Oehl
- 30.10.
- 08.12.
- 02.03.
- 17.01.
- 14.04.
- 25.05.
- Mitteldorf, Amtsdiener Andreas Range
- Wulkow, Schiffer Florian Ulrich Krannich
- Krüger, Rentier Martin Reik
- Dr. Fleischer Nils Thorben Bartling
- Motes Nils Andre Brünnig
- Frau Motes Paula Dieckmann
- Ein Kind Caspar Bartling