Der goldene Drache
Musiktheater von Peter Eötvös (2014)

Der goldene Drache
Musiktheater von Peter Eötvös (2014)
Libretto nach dem gleichnamigen Schauspiel von Roland Schimmelpfennig
In deutscher Sprache mit Übertiteln
Premiere: 21.01.2023
In der winzigen Küche des Thai-China-Vietnam-Schnellrestaurants »Der goldene Drache« arbeiten »fünf Asiaten«. Unter ihnen ein Chinese, der von seiner Familie nach Westeuropa geschickt wurde, um seine Schwester zu suchen. Er leidet an quälenden Zahnschmerzen. Ein Zahnarztbesuch kommt aber nicht in Frage: Der Chinese hat keine (gültigen) Papiere. Zeitgleich wird seine Schwester, die ebenfalls illegal eingereist ist, im selben Haus von einer Ameise aufgenommen, ohne dass er es weiß. Die Geschichte des Geschwisterpaares (so nah und doch so fern von einander) bildet die Klammer für mehrere kleine Erzählungen von jener Menschenverachtung, mit denen
gesellschaftlichen Minderheiten begegnet wird.
Zu welchen Opfern ist der Mensch bereit, um den prekären Lebensbedingungen der eigenen Heimat zu entkommen – in der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen für sich und für seine Familie? Was bedeutet es, als nicht dokumentierter«, als »illegaler« Mensch in einem fremden Land zu leben? Peter Eötvös’ Kammeroper »Der goldene Drache«, die auf dem gleichnamigen Drama von Roland Schimmelpfennig basiert, erzählt von den Schattenseiten der Globalisierung und des Kapitalismus, von einem Zyklus menschlicher
Ausbeutung.
Fünf Sänger*innen schlüpfen dabei in rund 20 Rollen – darunter zwei Flugbegleiterinnen, eine asiatische Familie, eine Ameise, eine Grille, ein Kioskbesitzer. Der Komponist findet in seiner fesselnden Partitur, deren Instrumentarium chinesische Bongo-Trommeln, ein Gemüsemesser und fünf Schnapsgläser einschließt, zu einer musikalischen Sprache, die in Verbindung mit einer abstrahierenden Distanz zum Erzählten die Härte des Sujets ebenso wie die Absurditäten und emotionalen Momente der Handlung deutlich zutage treten lässt. Indem die Inszenierung jene Stereotypen spiegelt, die Mehrheitsgesellschaften Minderheiten zuschreiben und indem sie die negativen Auswirkungen der Globalisierung ins Absurde treibt, schärft sie unseren Blick für jene verdrängten Strukturen, die Teil unseres Lebens sind. Welche Mitschuld hat unser eigener Mangel an Empathie und unser rücksichtsloser Lebensstil am Schicksal der »Illegalen« dieser Welt.
Dauer: ca. 90 Minuten, ohne Pause
Besetzung
- Musikalische Leitung José Miguel Esandi
- Inszenierung Katharina Kastening
- Ausstattung Jon Bausor
- Video Tal Rosner
- Dramaturgie Carlo Mertens
- Licht Peter Erlenkötter
- Die junge Frau / Der Kleine Vanessa Waldhart
- Die Frau über sechzig (Alte Köchin, Enkeltochter, Ameise, Hans, Chinesische Mutter) Yulia Sokolik
- Der junge Mann (Junger Asiate, Kellnerin, Großvater, Chinesische Grille, Chinesische Tante) Robert Sellier
- Der Mann über sechzig (Alter Asiate, Eva, Freund der Enkeltochter, Chinesischer Vater) Chulhyun Kim
- Der Mann (Ein Asiate, Inga, Chinesischer Onkel) Andreas Beinhauer
- Orchester Staatskapelle Halle
- Statisterie Statisterie der Oper Halle