Ks. Romelia Lichtenstein
Ks. Romelia Lichtenstein
Die Oper

Ks. Romelia Lichtenstein

Sopran

An der Oper Halle seit der Spielzeit 1995 / 1996

Kammersängerin Romelia Lichtenstein wurde in Sofia geboren, wuchs in Rostock auf und sang im Alter von neun Jahren den Ersten Knaben in Mozarts »Zauberflöte«. In der Spielzeit 2021/22 war sie hier als Gläubige Seele in der »Brockes-Passion«, Giovanna in »Rigoletto«, Solveig in »Peer Gynt«, Ulana in »Manru« und Gräfin im »Figaro« zu erleben. 2022/23 bringt die Wiederbegegnung und Weiterentwicklung mit der Traumpartie der Marschallin in Richard Strauss‘ »Rosenkavalier« unter GMD Fabrice Bollon.

Nach einer Ausbildung als Kinderkrankenschwester studierte sie Gesang an der Musikhochschule Leipzig. Schon in ihrem ersten Engagement an der Oper Chemnitz zeigte sich das breite Spektrum ihrer Kunst. Hier sang sie Rosina in Rossinis »Barbier von Sevilla«, Sandrina in Mozarts »Gärtnerin aus Liebe« und die drei Frauenpartien in »Hoffmanns Erzählungen«. Beim Wettbewerb Junger Opernsänger*innen in Gera gewann sie den 1. Preis und beim Internationalen Wettbewerb Francisco Viñas in Barcelona den Mozart-Preis.

Mozarts Frauenpartien prägten auch ihre Jahre an der Oper Leipzig. Unter Michail Jurowski, Lothar Zagrosek und Stefan Soltesz sang sie Zerlina und Fiordiligi, Pamina und die Königin der Nacht, aber auch Mimì in Peter Konwitschnys »La Bohème«. Ihr komödiantisches Talent und die Arbeit mit Regisseuren wie István Szabó, John Dew und Anthony Pilavachi ließen sie zu einer Sängerin von hoher darstellerischer Intensität und Ausstrahlung reifen.

Am Opernhaus Halle startete sie 1996 mit einem außergewöhnlichen Debüt als Madama Butterfly, für das die Zeitschrift »Opernwelt« sie als Sängerin des Jahres nominierte. Es folgte ein außergewöhnliches Spektrum an Partien, durch das sie zu einer das Hallenser Musiktheater prägenden Sängerpersönlichkeit wurde. Gastspiele führten sie an die Semperoper Dresden, die Opernhäuser von Graz, Stockholm, Göteborg, Madrid und Berlin. In Würdigung ihrer künstlerischen Verdienste wurde die Sopranistin 2012 zur Kammersängerin ernannt.

Von besonderer Bedeutung für ihre Entwicklung war die Begegnung mit der Musik Georg Friedrich Händels. Allein bei den Händel-Festspielen in Halle gestaltete sie Haupt- und Titelpartien in zehn seiner Opern und Oratorien. Der Romilda in »Serse«, Florinda in »Rodrigo«, Gismonda in »Ottone«, Alcina, Nitocris in »Belshazzar«, Berenice, Metella in »Lucio Cornelio Silla«, Medea in »Teseo« und Maria / Gläubige Seele in der »Brockes-Passion« gab und gibt sie durch stimmliche Präsenz und Raffinesse unverwechselbare Kontur. An der Komischen Oper Berlin sang sie Merab in »Saul,« bei den Händelfestspielen Karlsruhe Miriam in der Operncollage »Die Plagen«. Ihre Elisa in »Tolomeo« kann man auf CD, ihre Alceste in »Admeto« auf DVD erleben. Immer wieder arbeitet sie mit Barockspezialisten wie Marcus Creed, Howard Arman, Michael Schneider und Hermann Max zusammen. 2016 wurde ihr für ihre Händel-Interpretationen der Händel-Preis der Stadt Halle verliehen.

Ab 2006 kamen Belcanto- und Spinto-Partien hinzu: Donizettis Anna Bolena und Lucrezia Borgia, Meyerbeers »Afrikanerin«, Puccinis Tosca, Cileas Adriana Lecouvreur und vor allem Verdi, der neben Händel zum zweiten Fixstern ihres Repertoires wurde. Die »Traviata« sang sie in Göteborg, Bremen und vor dem Schwedischen Königshaus in Stockholm, in Halle Abigaille in »Nabucco«, die Leonoren in »Troubadour« und »Macht des Schicksals«, Amelia im »Maskenball«, das Sopransolo in der »Messa da Requiem«. In den Mozart-Da Ponte-Opern war sie als Gräfin Almaviva, Donna Elvira und Despina in Halle und Bad Lauchstädt zu erleben und vom »Mozart der Champs-Élysées« gestaltete sie die Großherzogin von Gerolstein.

2006 und 2008 gab Romelia Lichtenstein ihre Erfahrungen als Mentorin an Stipendiat*innen der Jürgen-Ponto-Stiftung weiter. Sie ist seitdem auch weiter beratend tätig. Als Konzertsängerin trat sie in der Berliner Philharmonie, dem Musikverein Wien, der Stuttgarter Liederhalle auf. In Madrid und Warschau sang sie Mozarts »Requiem«, Haydns »Schöpfung«, Brittens »War Requiem« und Schostakowitschs 14. Sinfonie. Enoch zu Guttenberg lud sie für Beethovens »Missa Solemnis« zum Musikfestival Santander und für Verdis »Requiem« zum Rheingau Musik Festival ein. Die CD-Erstaufnahme des »Giob« von Carl Ditters von Dittersdorf mit ihr wurde 2002 mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.