Interview mit Jakob Schleert vor der Premiere der Studioinszenierung »Krankheit der Jugend«

Vielleicht könntest du dich eingangs kurz vorstellen und erklären, was du in »Krankheit der Jugend« tust?

Ich bin Jakob. Ich bin hier im Schauspielstudio und wir proben gerade unsere Studioinszenierung, »Krankheit der Jugend. Ich spiele den Ludwig. Im Original heißt es Lucy, ist eine Frauenrolle. Aber wir haben das Ganze umgedreht.

Worum geht es denn ungefähr in »Krankheit der Jugend«?

Es geht um sechs junge Menschen und einen, der schon ein bisschen älter ist, die in einer WG zusammenwohnen. Und es geht um den Medizinerkosmos. Ein Großteil von ihnen ist Medizinstudenten und -Studentinnen. Und die experimentieren: Mit allem, was das Leben in der Phase des Lebens bereithält. Also was Beziehungen, Sexualität, Drogen angeht. Was Pläne für die Zukunft angeht. Eigentlich gefühlt ein Querschnitt dadurch, was so passiert, wenn man zwischen 20 und 27 ist (lacht). 

Warum ist 2023 das richtige Jahr, um »Krankheit der Jugend« zu inszenieren?

 Ich glaube die Frage ist nicht, warum führt man es heute auf, sondern warum führt man es allgemein auf? Weil die Probleme, die da behandelt werde – diese zwischenmenschlichen Probleme und die Abgründe und die Beziehungen – die gibt’s in jeder Generation. Und ich glaube, die gibt’s in jeder Generation aufs Neue. Bruckner hat das Stück für die Generation geschrieben, die aus dem ersten Weltkrieg zurückgekommen ist, die in eine Welt zurückkam und komplett verloren war. Eine Generation, die innerhalb dieses Weltkrieges, dieser unglaublichen Drucksituation, aufgewachsen ist. Es ist vielleicht ein sehr hoher Vergleich, das Ganze mit der Corona-Pandemie zu vergleichen aber es gibt immer wieder diese sich wiederholenden Muster: Dass es über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren eine Jugend gibt, die das Gefühl hat, wir wissen gerade nicht wohin mit uns. Das Stück ist im Grunde genommen ein Versuch, sich damit auseinanderzusetzen. Keine Anleitung, kein Fallbeispiel dafür wie es schlimm läuft. Sondern einfach der Versuch zu gucken: Was passiert, wenn man sieben Leute aufeinander packt, die wirklich keine Ahnung haben, was gerade abgeht.

Ihr spielt »Krankheit der Jugend« im Foyer der nt-Kammer - ein ungewöhnlicher Spielort. Wie kann man sich das vorstellen?

Ich weiß natürlich nicht, wie gut sich die Leser im Kammerfoyer auskennen. Da ist eigentlich eine Bar und dann gibt es zwei Türen, die in den Saal hineinführen. Oben rum ist noch einmal eine Balustrade. Wir haben da viel geprobt, als noch nichts aufgebaut war und es hatte den Charakter eines Flurs. Das war einfach nur ein Raum, irgendwo im Haus. Jetzt ist das Ganze überbaut: Wir befinden uns in einer Schönheitsklinik, in einer ehemaligen Schönheitsklinik, wo sich diese Leute eine WG eingerichtet haben. Sozusagen ein bisschen hausbesetzermäßig. Und das ganze Foyer ist das Empfangszimmer dieser Schönheitsklinik. Als ich das erste Mal da reingegangen bin nachdem es fertig war, als die Leute von der Bühnentechnik uns da das Foyer einer Schönheitsklinik reingebaut haben, war ich komplett geflasht. Es ist wirklich extrem schick gemacht: Sieht alles nagelneu aus und vorher war da einfach so eine ganz normale Bar. Also es lohnt sich wahrscheinlich das anzugucken, einfach nur um mal zu sehen, was man aus so einem Kammerfoyer machen kann. Gerade wenn man hier regelmäßiger Gast ist, ist das vielleicht interessant.

Das Ganze ist ja die Studioinszenierung des Schauspielstudios Halle. Was ist denn das Besondere an einer Studioinszenierung?

Was bei einer Studioinszenierung eigentlich immer etwas Besonderes ist, ist, dass es abgesehen von den Studioclubs die einzige und damit auch die letzte wirkliche Inszenierung ist, die wir sieben machen. Die Studioclubs sind zwar auch Dinge, die wir gemeinsam machen aber das ist halt nur ein Abend und hat dadurch einen anderen Anspruch. Jetzt sind wir zu siebt da und versuchen etwas auf die Beine zu stellen, was wir am nächsten Abend nochmal spielen können. Etwas, das nicht davon lebt, dass es diesen einmaligen Charakter hat. Weil es eine Inszenierung ist, muss es halt tragen. Und das ist eine Herausforderung. Das ist aber auch eine Gruppe, mit der man so eine Herausforderung gerne macht. Und das, das macht Spaß. 

Vielen Dank für deine Zeit und das Gespräch.