In einer Arena gibt es nicht viel – außer Fäuste.
Gespräch mit Max Radestock und Elena Scheicher zu »Die Lage«
Radestock Mein Name ist Max. Ich bin Regisseur und Schauspieler und inszeniere »Die Lage« zusammen mit meiner Teamkollegin Elena Scheicher.
Scheicher Hallo, Ich bin Bühnen- und Kostümbildnerin und gebürtige Österreicherin. Max und ich haben uns in unserem Studium in Berlin kennengelernt und freuen uns sehr, gemeinsam »Die Lage« machen zu können.
Worum geht es denn in »Die Lage«?
Radestock »Die Lage« ist ein Stück von Thomas Melle. In diesem Stück geht es um Wohnen als die soziale Frage unserer Zeit. Dabei werden verschiedene Themen rund um die Themen Mieten, Wohnen und Bauen verhandelt. Letztendlich geht es um das Bild einer Gesellschaft, das zeigt, was passiert, wenn nicht ausreichend Wohnraum vorhanden ist und er zur kapitalistischen Ware wie jede andere verkommt. ist. Wir drehen die Daumenschrauben aber noch ein bisschen weiter und schauen uns an, was für ein Kampf um diesen Wohnraum dann losbricht. Psychisch und physisch.
Und wie stellt ihr das auf der Bühne dar?
Scheicher Also wir sind in einer Arena-Situation, die Zuschauer*innen sitzen gegenüber voneinander und in der Mitte wird sozusagen um den letzten Quadratmeter auf dieser Welt gekämpft. Die Schauspieler*innen haben gefühlt schon 5000 Wohnungen angeschaut und kämpfen miteinander, untereinander, gegeneinander. Was mir bei der Kostümentwicklung viel Spaß gemacht hat ist, dass die Kostüme der Idee nach jeweils von unterschiedlichen Zimmern inspiriert sind: Badezimmer, Wohnzimmer, unterschiedlichste Sachen. Man könnte also entdecken, wer zu welchem Zimmer gehört.
Radestock Wir sehen auf jeden Fall die Figuren in dieser 360 Grad Arena-Bühne und den Wohnraum kämpfen. Und dieser Kampf wird erst zivilisiert ausgetragen und später wird er dann immer brutaler.
Warum habt ihr euch dazu entschieden, diese Stück auf die Bühne zu bringen?
Radestock Wir haben uns entschieden, die Lage zu machen, weil das – wie es auch im Stück heißt – die soziale Frage unserer Zeit ist. Wir sehen das an allen Ecken und Enden: Vor allem in den urbanen Räumen werden die Mieten teurer. Zusammen mit den gestiegenen Energiekosten wird das zur Belastung für viele, viele Menschen und zur zentralen Frage des Lebens. Wenn man das Glück hat, eine Wohnung zu haben, dann ist die Frage vielleicht gerade nicht so drängend. Aber viele Menschen merken es eben dann, wenn sie umziehen müssen oder auch wollen. Das erleben wir auch in unserem Bekannten- und Freund*innenkreis und wir erleben es teilweise bei uns selbst. Darum haben wir gedacht, dass es wichtig ist, dieses Thema auf die Bühne zu bringen. Außerdem gibt es aktuell nicht so viele Stücke oder dramatische Stoffe, die dieses Thema behandeln. Romane gibt es inzwischen einige.
Scheicher Ich finde, wenn man das Stück sieht, wird man wieder ein bisschen daran erinnert, dass man mit dieser großen Problematik auch nicht alleine ist, sondern dass es einfach sehr viele Menschen betrifft. Das erzeugt auch ein Gefühl der Verbindung. Man weiß, dass man nicht alleine ist.
Könntet ihr zum Abschluss vielleicht noch eine Kleinigkeit verraten, auf die man sich schon einmal bis zur Vorstellung freuen kann?
Scheicher Also mein persönlicher Favorit ist der Schlüssel, eigentlich eine unserer Hauptrequisiten. In einer Arena wird gibt es ja nicht viel außer Fäuste. Wir haben uns für einen Schlüssel entschieden. Der steht hier wie in unserem realen Leben für sehr viel und hat eine hohe Bedeutung. Außerdem habe ich mich da auch ein bisschen mit der neuen Technik versucht und ihn 3D drucken lassen. Ich finde es einfach schön, zu sehen, wie viel man mit diesem Schlüssel spielen kann.
Vielen Dank für eure Zeit und für dieses Gespräch.