Regisseur Ralf Meyer zu seiner Romanadaption von Johanna Adorjáns Bestseller »Ciao«

 

Könntest du dich vielleicht eingangs kurz einmal vorstellen?

Ich bin Ralf Meyer, Dramaturg am Puppentheater Halle und Regisseur der Inszenierung »Ciao«.

Was erwartet einen denn in »Ciao«?

»Ciao« ist ein Roman von Johanna Andorján und man kann ihn bei uns auf der Bühne sehen. Im Mittelpunkt steht ein eingespieltes Ehepaar, Hans und Henriette Benedek, wobei es so ist, dass er Feuilletonist ist bei einer großen Zeitung. Sie ist zu Hause, wie das oft ist, und hat sich um das gemeinsame Kind gekümmert. Es kommt deshalb zum Konflikt, weil Henriette plötzlich Besuch bekommt von Xandi Lochner, einer jungen Bloggerin. Die ist ganz begeistert ist von einem Gedichtband, den Henriette Benedek mal geschrieben hat – das ist schon ewig her. Dass da eine junge Frau ist, die sich für sie interessiert, bewirkt bei Henriette, dass sie anfängt, ihr Leben, ihre Existenz in Frage zu stellen. Denn was sie vorwiegend gemacht hat war, ihrem Mann Hans den Rücken zu stärken. Daraufhin macht sie das, was sie immer tut: Sie geht zu ihrem Mann und sagt zu ihm: Schreib doch ein Portrait über diese Xandi Lochner. Dieser Hans Benedeck wiederum, die Edelfeder, das ist jemand, der bisher immer gut durchgekommen ist, jetzt aber merkt, dass sich die Zeiten ändern. Er wird langsam alt. Junge Leute rücken nach, junge Frauen rücken nach. Und um den Anschluss nicht zu verlieren und immer noch en vogue zu sein findet er, dass das eine großartige Idee ist, dieses Portrait zu schreiben.  Und so passiert es, dass Xandi Lochner, diese junge Bloggerin, auch sein Leben durcheinanderbringt.

 

Was hat dich an dem Thema besonders interessiert?

Ich finde es interessant, dass meine Generation jetzt an einen Punkt kommt, wo sich tatsächlich bestimmte Dinge ändern: wo wir nicht mehr alles wissen, nicht mehr alle Bands kennen, nicht mehr alle Codes kennen in denen sich Jugendliche unterhalten. In dieser Hinsicht ist das auch eine Elegie, ein Epitaph darauf, wenn man schon ein bisschen rausfällt aus dem, was jetzt ganz vorne dran ist. Andererseits ist es natürlich auch ein Versuch, das auch zu kitten. Ich finde es wichtig, dass die Generationen miteinander im Gespräch bleiben. Ich finde wichtig zu gucken, ob man nicht vielleicht ganz ähnliche Ziele und Interessen hat, die sich vielleicht nur anders äußern. Und schließlich ist es total wichtig, dass die junge Generation auch aufbricht und sich abstößt. Und so ein Konflikt durchzieht auch dieses Stück.

Und was gibt es auf der Bühne zu sehen?

Wir haben eben dieses Paar, Hans und Henriette Benedek, in den Mittelpunkt gestellt und deshalb sind diese beiden zwei menschengroße Puppen. Das ist schon ein Ereignis, Puppen zu sehen, die so groß sind wie ich und die von nur drei Spielern bewegt werden müssen. Wenn man die Hauptfiguren zur Puppe macht heißt das immer, dass man sie auf eine bestimmte Art und Weise verfremdet, sodass man als Zuschauer die als etwas Fremdes anguckt. Hier ging es uns auch darum, diese Rollenbilder, diese Klischees, die es gibt von so einer klassischen Beziehung, die natürlich trotzdem immer wieder anders ist, auszustellen.

Vielen Dank für deine Zeit und das Gespräch.